Lohngleichheit und der Gender Pay Gap in der Schweiz: Ursachen und Lösungsansätze
Warum verdienen Frauen in der Schweiz noch immer weniger als Männer, obwohl Gleichstellung längst im Gesetz verankert ist? Trotz über 40 Jahren rechtlicher Gleichstellung klafft in der Schweiz weiterhin eine beunruhigende Lücke zwischen den Löhnen von Männern und Frauen. Diese Lücke zieht nicht nur nationale, sondern auch internationale Aufmerksamkeit auf sich.
Mit einer nicht erklärbaren Lohnlücke von 7,8% und einer Gesamtlohndifferenz von 18% stellt sich die Frage: Was läuft schief – und wie können wir es ändern?
Was ist der Gender Pay Gap?
Der Gender Pay Gap beschreibt die durchschnittliche Differenz im Einkommen von Männern und Frauen, oft ausgedrückt als Prozentsatz des männlichen Einkommens. In der Schweiz beträgt der unbereinigte Gender Pay Gap im Jahr 2020 18%, wobei 7,8% dieser Lücke nicht durch Faktoren wie Beruf, Branche, Bildung oder Berufserfahrung erklärt werden können. Diese unerklärte Lücke weist auf tief verwurzelte Ungleichheiten hin, die weit über oberflächliche Faktoren hinausgehen.
Ursachen des Gender Pay Gaps in der Schweiz
Die Ursachen für den Gender Pay Gap sind vielfältig. Traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Erwartungen führen oft dazu, dass Frauen in schlechter bezahlte Berufe gedrängt werden oder sich auf Teilzeitstellen konzentrieren, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Auch Karriereunterbrechungen durch Elternzeit wirken sich negativ auf das Gehalt aus. Unbewusste Vorurteile spielen ebenfalls eine Rolle. Frauen werden seltener befördert und erhalten oft geringere Gehaltserhöhungen als ihre männlichen Kollegen. Diese strukturellen Ungleichheiten tragen dazu bei, dass der Gender Pay Gap weiterhin besteht. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die den Gender Pay Gap beeinflussen.
Dazu gehören Unterschiede in den Verhandlungsstrategien von Männern und Frauen, der Mangel an Frauen in Führungspositionen sowie die Überrepräsentation von Frauen in Branchen mit traditionell niedrigerem Lohnniveau. Hinzu kommt, dass Teilzeitarbeit, die häufiger von Frauen gewählt wird, ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Lohnunterschiede hat.
Gesetzliche Massnahmen und Werkzeuge zur Reduzierung des Gender Pay Gaps
In der Schweiz wurden mehrere gesetzliche Massnahmen ergriffen, um den Gender Pay Gap zu verringern. Das Gleichstellungsgesetz von 1996 verbietet Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts und verpflichtet Arbeitgeber zur Einhaltung der Lohngleichheit. Seit 2020 sind Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden verpflichtet, eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen und die Ergebnisse ihren Mitarbeitenden und Aktionären mitzuteilen.
Ein zentrales Werkzeug in diesem Prozess ist das vom Bund bereitgestellte Analysetool Logib. Dieses Tool ermöglicht es Unternehmen, ihre Lohnstrukturen zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine unerklärlichen Lohnunterschiede bestehen. Logib ist mittlerweile auch international anerkannt und wird von Ländern wie Deutschland und Luxemburg verwendet.
Best Practices: Beispiele aus der Praxis
Mehrere Schweizer Unternehmen haben bereits erfolgreich Massnahmen zur Reduzierung des Gender Pay Gaps umgesetzt:
- Novartis: Führte eine Lohnanalyse durch und stellte fest, dass 900 weibliche Mitarbeitende weniger verdienten als ihre männlichen Kollegen. Durch gezielte Anpassungen wurde die Lohnungleichheit reduziert.
- Nestlé: Nutzt seit 2015 Lohnanalysen, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden fair bezahlt werden. Dieses Engagement für Lohngerechtigkeit stärkt das Image des Unternehmens als fairer und attraktiver Arbeitgeber.
- Mobiliar: Führt seit 15 Jahren Lohnanalysen durch und konnte die unerklärliche Lohnlücke auf weniger als 2,5% reduzieren. Dies hat nicht nur die Attraktivität des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt erhöht, sondern auch die Mitarbeiterbindung gestärkt.
Initiativen für Lohngleichheit im öffentlichen Sektor
Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, haben verschiedene öffentliche und private Organisationen in der Schweiz Initiativen gestartet, die auf die Schliessung der Lohnlücke abzielen. Eine bedeutende Massnahme ist die “Charta für Lohngleichheit im öffentlichen Sektor”, die darauf abzielt, Lohngleichheit im öffentlichen Dienst zu gewährleisten und damit ein Vorbild für die Privatwirtschaft zu schaffen.
Dieses Video beleuchtet die Bemühungen um die Schliessung des Gender Pay Gaps in der Schweiz und zeigt, wie die Charta zur Förderung der Lohngleichheit beiträgt. Es unterstreicht die Notwendigkeit solcher Initiativen und zeigt, wie sie in der Praxis umgesetzt werden, um langfristig faire und gerechte Löhne für alle zu gewährleisten .
Ein Blick in die Zukunft
Die Reduzierung des Gender Pay Gaps ist in der Schweiz eine dringende Aufgabe, die nicht nur gesetzliche Massnahmen, sondern auch ein tiefgreifendes Umdenken in der Gesellschaft und den Unternehmen erfordert. Es braucht eine gemeinsame Anstrengung, um diese Ungerechtigkeit zu beseitigen und faire Löhne für alle zu gewährleisten.
Durch den Einsatz von Analysetools wie Logib, gezielte Förderprogramme und den Abbau von Vorurteilen kann die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen nachhaltig verringert werden. Die erfolgreiche Umsetzung solcher Massnahmen trägt nicht nur zur Chancengleichheit bei, sondern stärkt langfristig auch die soziale und wirtschaftliche Stabilität der Schweiz.